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Die Sufis in der Bibel

Wahrer der Orthodoxie

Zur Klärung der Frage, welche Stellung dem Sufismus innerhalb der Religionen - vor allem im Islam -zukommt, muß auf den Glaubenskern zurückgegriffen werden, der die semitischen Lehren bestimmt: Es ist das Ein-Gotttum.

Die Geschichte des Monotheismus hat spätestens um 2.400 v. Chr. begonnen. Dies war die Zeit, als Abraham lebte. Als Hommel die ersten babylonischen Keilschrifttafeln von Ur in Chaldäa, dem Heimatorte Abrahams, entzifferte, war er auf eine Liste von „Königen„ gestoßen. Im Zusammenhang mit einem dieser Könige hatte Hommel eine erstaunliche Inschrift gefunden. Sie hieß „Iluma-ilum„ - „Es gibt keinen Gott außer Gott„. Auf einer zweiten Inschrift hatten die Worte „Dschami-ilischu„ gestanden, was als „Freund Gottes„ übersetzt werden muß.

Der Koran „reproduziert„ diesen Kontext exakt: Die Religion des Islam müsse auf Abraham, den ‘Freund Gottes’ (Khalil Ullah) zurückgeführt werden, von welchem das Bekenntnis zum unbedingten Monotheismus („Es gibt keinen Gott außer Gott„ ) stammt. In seiner aufschlußreichen Schrift „Und Mohammed ist ihr Prophet„ schreibt Walter R. Fuchs: „Mohammed hat „die Haltung des Islam keinswegs »erfunden«. Sie wurde bereits von den Propheten vor ihm praktiziert, von denen uns die Bibel berichtet. Aber erst Mohammed hat die klare Bejahung der eigenen Preisgegebenheit an Gott deutlich bewußt gemacht und sie zur Grundlage der Religionsgemeinschaft aller Moslems bestimmt.„ Das Wissen und die Praxis der Propheten war seiner Ansicht nach verlorengegangen, so daß sein Gottgegebener Auftrag ihre erneute Ausgrabung war.

Auch der Koran bestätigt diese These: Juden wie Christen hätten das reine Ein-Gotttum und seine Propheten verdrängt und vergessen. Im Heiligen Koran steht unter anderem der Vers: „Und sie sagen: Seid Juden oder Christen - dann seid ihr auf dem rechten Pfad! Entgegne (ihnen) dann: „Nein! Ich wende mich zur Religion Abrahams, dem Hanifiten, der nicht zu den Idolanbetern gehörte.„ Und der Koran fährt fort: „Sprich: „wir glauben an Allah und an das, was uns offenbart worden ist; und an das, was Abraham, Ismael und Isaak, Jakob und seinen Stämmen offenbart worden ist, und was Moses und Jesus von Gott gegeben worden ist - und was den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist. Wir machen keinen Unterschied zwischen den Propheten, und Ihm (Gott) ergeben wir uns.„ (Sure 2, Vers 136)


Propheten bei Tanz und Musik

Rashad Khalifa übersetzt Hanifit als „Monotheist„. Hanifiten waren Menschen, die dem Christentum und Judentum eigentlich sehr nahestanden, diese aber auf ihren Ursprung zurückführen wollten.
Wie sah der Ursprung des Judentums aus? Die Gelehrten sind sich einig, daß die Geschichte der jüdischen Religion mit den „Propheten„ begann. Diese traten zuerst außerhalb von Israel, in dessen Nachbarländern auf. Der später in Israel häufigste Typ des Propheten, der Nabi, ist schon im nordsyrischen Ebla im 23. Jhd. v. Chr. belegt. Erst um die Wende zum 1. Jh. v. Chr., zur gleichen Zeit, als das Königtum auf den Plan tritt, werden auch in Israel die Nabis erwähnt.

Nabi (als Begriff) bedeutet, daß jemand von Gott „mit einer Botschaft betraut„ worden ist. Die Bibel unterscheidet gewöhnliche Propheten von sogenannten Schriftpropheten. Bei ersteren würde es sich um ein „niedrigeres„ Prophetentum handeln, während die zweite Gruppe nur eine Handvoll auserwählter Überbringer der Göttlichen Botschaften seien.
In seiner extensiven Doppelschrift „Propheten I und II„, gibt der Alttestamentler Klaus Koch eine lehrreiche Beschreibung der Propheten und ihres Prophetentums kund: „Zeitweise sollen sich 400 oder sogar 450 Propheten an israelischen Höfen aufgehalten haben, die zu Prophezeiungen und anderen Kultakten gemeinsam auftraten. Sie versammelten sich vornehmlich an ... Steinkultstätten (z.B. in Betel oder Gilgal). Dort sitzen sie und lauschen den Lehrvorträgen ihres Meisters; üben wohl auch Meditation und trainieren Ekstase und Inspiration.„
Anbetracht dieser Worte muß man - fast unwillkürlich - an Sufi-Gemeinschaften denken. Denn „gewöhnlich leben die Nabis in Gruppen zusammen„ (Klaus Koch). Und „packe die Nabis der Ru’ah„, also der Heilige Geist, „dann stürmten sie auf und davon„.

Die biblischen Parallelen zwischen Propheten und Sufis, die Koch so plastisch beschreibt, sind in der Tat frappierend: „In der Umgebung des ersten Königs Saul tauchen ekstatische Nabi-Gruppen auf, die musizierend, tanzend und singend von den Kulthöhen herabkommen (siehe 1Sam 10).„ In der Bibel heißt es wörtlich: „Wenn du (Samuel) dort in die Stadt hineingehst, wirst du eine Schar von Propheten treffen, die von der Misfa herabkommen werden. Vor ihnen wird die Harfe, die Pauke, die Flöte und Zither gespielt.„ (1. Samuel 5-6)

Bis heute pflegen die Sufis den Tanz und spielen die Pauke und Flöte. Von Sufi-Qalandaren wird ebenfalls die Zitter gespielt. Der Vergleich zwischen den Nabis, wie sie die Bibel sieht, und den Sufis, wie man sie heute noch trifft, drängt sich geradezu auf. Ich zitieren Prof. Koch im Folgenden wörtlich: „Obwohl charismatisch berufene Außenseiter, organisieren sich die Nabis zu einem Orden wie später die islamischen Derwische . Sie nehmen gemeinsame Mahlzeiten ein, leben also in einem gewissen Kommunismus zusammen.„

Die israelitische Kultgemeinschaft hätte sich solche Orden an den Heiligtümern als „kritische Insititutionen„ geleistet, vermerkt Koch hierzu. Diese hätte den Auftrag gehabt, spontane Äußerungen zuzulassen und Aktionen in das Glaubensleben einzubringen. Wellhausen spricht vom „ethischen Monotheismus„, den die Propheten pflegten. Sie hätten an eine durchgängige Weltordnung und an die ausnahmslose Geltung der Gerechtigkeit für die ganze Welt geglaubt. Aus ihrer Sicht war die „Prärogative Israels„ als auserwähltes Land gewissermaßen hinfällig geworden. Und es sei „nicht ausgeschlossen, daß die berühmten Propheten Israels den Beitrag der Jahwe-Religion zu einer internationalen Bewegung ...darstellen.„

„Die in Gruppen lebenden „Propheten„ steigerten sich durch erregende Musik und Tänze in eine Ekstase, die ansteckend wirkte. Man könnte sie... mit Derwischgruppen vergleichen. Bei den Nachbarvölkern Isaels war diese niedrigere Stufe religiösen Lebens bekannt, die der Jahwekult noch lange duldet.„

Jerusalemer Bibel



Schon die syrische Gesellschaft hätte sich in solcher unabhängigen und freimütigen Prophetie eine „erstaunlich kritische Instanz„ geleistet, die jenseits jeder Weisungsgebundenheit stand und mit den Herrschern selbst ins Gericht gehen konnte . Wieder trifft diese Aussage Kochs den Tätigkeitskern der Sufis bis heute.

Sufis als Kult- und Regierungspropheten

Für die These, daß die islamischen Sufis die vermißten Nachkommen jüdischer Nabis sind, spricht fernerhin, daß sie noch heute in ihren Litaneien den Namen Gottes außer auf islamische auch auf jüdische Art und Weise anrufen: „Jahu(h)!„ Auch nahmen die Sufis den koranischen Auftrag, an alle Propheten zu glauben, ausnahmslos wörtlich.

Wie weiter oben ausgeführt, hat es außer Kultpropheten weitere Arten „Propheten„ gegeben, die die Bibel Ssufi(t)s nennt. Ssufims oder Ssufits waren Regierungspropheten. In Moab, einem biblischen Land, wurde die Regierung von einem Sufit und seinen Ministern gebildet. Anderenorts waren diese Sufis (Sufitim) Führer ihres Stammes gewesen, die den Stamm zum Kult oder Krieg angeführt hatten. Im Einzelfall war dieser auch das Oberhaupt der Nation. „Ist mit dem Sufi(t) der König gemeint?„ fragt Koch in seiner Schrift „Propheten„.

Kommentatoren der Bibel übersetzen die entsprechende Wurzel (spt oder sft) sehr häufig mit „richten„. Der Sofet oder Sufit war ebenfalls ein Richter, in vielen Fällen jedenfalls. Er fühlte sich beauftragt, den König und sein Volk und deren Land nach Maßgabe des Göttlichen Gesetzes zu richten. Das was er tat, nennt die Bibel Safa(t).

Neben ihrem Richteramt übten die Sufis die Weissagung aus. Sie sprachen Prophezeiungen bezüglich des Schicksals von Einzelnen, von Völkern und Nationen aus. Andere spielten Orakel. Das war besonders dann vonnöten, wenn Kriegszüge bevorstanden und man im voraus wissen wollte, wer Sieger werden würde. Zur Verkündung des Orakels wurden Steine eingesetzt - die man befragte. Glaubt man den alten Traditionen, besaßen diese Steine ein magisches Vermögen. Meistens wurden zwei Steine zusammen verwendet. Ihr Name war „Urim„ und „Thummim„. Wurde Urim bei der Befragung aktiv, bedeutete das „Nein„. Wurde Thummim aktiv, war dies ein klares „Ja„ .

Sufis als Helden und Richter

„Neben solchen technisch-priesterlichen Mitteln der Zukunftserkundung zeichnen sich in der vorstaatlichen Zeit besondere Personen durch die Fähigkeit der Vorahnung und Hellsicht aus. Das betrifft vor allem die als „Richter„ übersetzten Sofetim, die Helden des Richterbuches, die eigentlich charismatische Heerführer sind.„ „Sobald der Sofet Gottes Stimme vernimmt, wagt er die Entscheidungsschlacht„, wie Koch formuliert .
Die von David Benjamin herausgearbeitete Begriffsreihe

* Sapha (Stein),

* Safa(t) (Orakel oder Gericht)

* Sufi(t) (Richter und Führer) und

* Misfa(t)

wird hier in einem Kontext angetroffen. Die Sufis oder Weisen befragten die „Steine der Weisen„ gewöhnlich an der Misfa, an der diese aufbewahrt wurden.

Das Alte Testament verwendet diesen Ausdruck nicht nur für Kultstätten, an denen die Zusammenkünfte der Nabis und Sufis stattfanden. Misfa(t) ist der Hauptbegriff des Alten Testaments! Unter Misfa(t) verstehen die Autoren der Bibel:

1. „Die heilvolle Existenz eines Menschen, einer Gruppe oder einer Einrichtung, durch den die Beteiligten im Frieden mit Gott (also im Islam), leben können.„ Diese Existenzgrundlage ist „durch das eigene Verhalten und die Zustimmung der Gesellschaft stets zu erneuern.„

2. Eine von Gott gewollte Ordnung, die nicht angetastet werden darf.

3. Eine Aktion, die das Göttlich-menschliche Gleichgewicht herstellt.

4. Alles Urteilen und Richten, das sich für die von Gott erlassene Gesetzlichkeit einsetzt.

5. Das Eingreifen Gottes.

Die Pflege dieser Ordnung setzt allerdings Erkenntnis voraus. Die Misfatim seines Schöpfers zu achten, erfordere in Konfliktfällen streng nach den Regeln einer Gottesgemeinschaft zu handeln. Der schon erwähnte Altestamentler Koch betrachtet sie als „opus operatum„ der äußeren Gesetzeserfüllung. Allein durch Misfatim werde der Gesellschaft und jedem Einzelnen sicherer Lebensraum geschaffen.

Koch kreist den biblischen Begriff durch weitere Bestimmungen ein. Unter Misfa(t) hätten die Propheten und Sufis das „Regiment des Guten„, eine „neue Weltordnung„ und eine „intakte Gemeinschaft„ verstanden. Wie auch den höchsten Wert des menschlichen Befindens. Fehle Misfa(t) der Gesellschaft, würde dieser „Bitterstoff„ die Harmonie zwischen Gesellschaft und Natur in Unordnung bringen.
Gleichermaßen, wie es bisher niemandem gelungen ist, das Wort Sufi auf einige wenige Grund- und Nebenbedeutungen festzulegen, entziehen sich auch die Konnotationen von Misfa einer beschränkten Definition. Beide Male handelt es sich um einen magisch-mystischen biblischen Ausdruck mit weitreichenden Implikationen.

Micha (der Prophet) stellte entrüstet fest, daß er gegenwärtig der einzige sei, der mit Misfa(t) erfüllt sei. Auch Elisa glaubte, der letzte der Nabis zu sein. Dasselbe gilt für Mohammed: „Mohammed ist nicht Vater einer eurer Männer; er ist einer der Gesandten Gottes and der letzte der Nabis.„ erklärt der Koran (Sure 33:40). Dasselbe Buch nennt ihn auch „Siegel aller Nabis„ (Khâtum an-Nabiyyîn). Mit diesen Satz macht uns das Heilige Buch der Muslime klar, daß der Offenbarungsträger des Islams die Tradition bewahren sollte, der die Bibel entsprang . Damit zeigt es indirekt, daß Mohammed auch für die Sufi-Tradition verantwortlich war. Leider wurde das von ihm wiederbelebte Ideal der multifunktionellen (auch politischen) Führungsrolle der biblischen Sufi-Propheten schon lange vor ihm nur noch selten erfüllt. Am Beispiel von Mohammed, der Heerführer und Staatsführer, ein Gottesmann und Richter war, ist diese Form prophetischer Verwaltung, die spirituell und weltlich ist, zum letzten Mal belegt.

Zur Frage der Rechtgläubigkeit


Immer wieder ist den Sufis vorgeworfen worden, ketzerisch und anti-orthodox zu sein. Eine genaue Kenntnis der Geschichte dürfte diese Ansicht ändern. Auch die Etymologie des Begriffes bedarf der Korrekturen.

Laut fouriers "Lexikon des Islam" ist "Sufi" ein arabischer Singular, dessen Plural Sufiyan ist. Die Etymologie des Wortes könnte von arabisch Suf = Wolle, aber auch von Safa = Reinheit herstammen. Gemeine Kommentatoren begründen die Ableitung des Wortes Sufi von "Wolle" damit, daß es im achten Jahrhundert eine Gruppe von muslimischen Asketen gab, die blaue Wollmäntel getragen hätten und die man Sufis nannte. Hudschwiri führt überdies als weitere Ableitung des Wortes Sufi eine Herleitung von Saff-i auwal, die "erste Reihe", an. Dieser Begriff wurde für diejenigen unter den ersten Gläubigen der Botschaft des Propheten Mohammed verwendet, die mit ihm in der ersten Reihe das Gebet verrichteten. Auch Ashab-i Suffa, die "Leute der Veranda", wurde oft herangezogen, um den Begriff Sufi zu deuten. Die Leute der Veranda waren fromme Gefährten Mohammeds, die die herabgekommene Verse und seine Lebensart (as-Sunna) auf einer Veranda zusammen studierten.
Nicht-islamische Experten führen zudem den griechischen Begriff "Sophia" = Weisheit als mögliches Herkunftswort an. Wohingegen islamische Gelehrte diese Rückführung des Wortes Sufi scharf dementieren.

Ein Kreis von Eingeweihten

Die vorgebrachten Hypothesen, so sinnreich sie auch sind, sind von der Hand zu weisen, da, wie gezeigt, die Sufis bereits Jahrhunderte (wenn nicht Jahrtausende) vor den entsprechenden Zusammenhängen lebten.

Bereits im Buch Jesaja wird explizit von den Sufis berichtet! "Horch, deine Ssufis erheben die Stimme,/ sie alle beginnen zu jubeln", heißt es an einer Stelle . Was sich in Ezechiel promt wiederholt: "Einst lebte ein Mann aus Rama, ein Ssufi(t) vom Gebirge Efraim." (Ezechiel, 33:7).

Die Sufis der Schriften der Bibel werden gemeinhin als "Wächter" bezeichnet und auch entsprechend übersetzt. So wird zum Beispiel der wichtige Vers "Du Menschensohn, ich übergebe dich dem Hause Israel als Ssufi(t)" üblicherweise und fälschlich als "Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter" übersetzt ."Der Wächter, der in Israel auf dem Turm stand..." (2. Könige, 9:17 ff), war ebenfalls ein Ssufi(t) oder Ssufi(m), wie es im Ursprungstext heißt. David Benjamin, ein ehemaliger, zum Islam konvertierter unitarischer Bischof, erklärt in seiner Schrift "Muhammad in der Bibel" dazu: Jemand, der vom Wachturm aus aus der Wüste ankommende Pilger oder drohende Gefahren beobachtete, wurde "Ssofi" oder "Ssufi" genannt.

Die biblischen "Wachtürme", führt Benjamin aus, waren frühe Minarette, die neben heiligen Steinen, die man Misfas nannte, aufgebaut waren. Dinglich gesehen, versteht die Bibel unter einer Misfa entweder einen Platz oder, alternativ, ein Gebäude; ursprünglich einen kultischen Stein. In 1. Samuel, Kapitel 10, versammelt sich das Volk an einer solchen Misfa, um Saul zum König über Israel zu wählen. Samuel selbst versammelt seine Anhänger an einer Misfa, um vor dem Herrn zu schwören. Die Misfas waren die wichtigsten Kult- und Anbetungsstätten. "Ursprünglich war die Misfa nur ein einfaches Heiligtum auf einem einsamen und hoch gelegenen Platz in Gal'ead gewesen, wo der Ssufi mit seiner Familie oder seinen Gefährten zu leben pflegte", klärt Benjamin Historiker auf. "Nach der Unterwerfung und Besetzung des Landes Kanaan durch Israel stieg ihre Zahl, und sie entwickelten sich zu bedeutenden religiösen Zentren." Ihnen waren Schulen zur Unterweisung des religiösen Gesetzes und bruderschaftliche Institutionen angeschlossen und der "Ssufi" war ihr Oberhaupt. Er leitete den Kreis der Eingeweihten. Und Benjamin fährt dann fort: "Diejenigen, die wir heute als Sufis bezeichnen, wurden damals "Nbiyim" oder "Propheten" genannt." Das, was die Bibel Weissagung nennt, war der sufische Sikr.

Der Gedanke, daß man Sufis als Propheten zu bezeichnen pflegte, bestätigen die Verse 5-9 in 1. Samuel, Kapitel 9: "Als sie in das Gebiet des Ssufs gekommen waren, sagte Saul zu seinem Knecht, der ihn begleitete: Komm, wir wollen umkehren, sonst macht sich mein Vater um uns noch mehr Sorgen als um die Eselinnen. Der Knecht erwiderte ihm: In dieser Stadt wohnt doch ein Gottesmann. Er ist sehr angesehen. Alles, was er sagt, trifft mit Sicherheit zu... Früher sagte man in Israel, wenn man hinging, um Gott zu befragen: Wir wollen zum Seher gehen. Denn wer heute Prophet genannt wird, hieß früher ein Seher." Der "Ssuf" wird hier Prophet genannt. Er ist der Wächter und Hüter des Volkes, in anderen Worten ihr Seher.

Der biblische Auftrag war ein ‚sozialer Sufismus‘

Das aus dem gleichen Wortstamm wie Ssufi(m) oder Ssufi(t) herrührende Wort "Ssafach" in der Bedeutung "Ausschau halten, Wache halten, spähen, schauen und erwarten" kennzeichnet die Haltung eines Sufis vortrefflich. Typischerweise befanden sich die biblischen Sufis exakt in der Mitte zwischen der Gesellschaft, für die sie auf ihren Posten die heiligste Verantwortung trugen, und der „Wüste„ ihrer Selbsterkenntnis und Gotteszugewandheit. Verloren sie ihr soziales Verantwortungsfeld (Gefahren erkennen und melden!), war ihre Funktion selbst in Gefahr. Dann wurde ihr Turm zum Elfenbeinturm - mit dem entsprechenden Syndrom. Ihr spiritueller Egoismus entartete dann zum Geschwür, wie es die Bibel anschaulich macht: "Die Wächter des Volkes sind blind,/sie merken allesamt nichts./ Es sind lauter stumme Hunde,/sie können nicht bellen./ Träumend liegen sie da/ und haben gern ihre Ruhe.
Aber gierig sind diese Hunde, sie sind unersättlich./So sind die Hirten:/ sie verstehen nicht aufzumerken./ Jeder geht seinen eigenen Weg/ und ist aufschließlich auf seinen eigenen Vorteil bedacht."



Benjamin glaubt den Beweis dafür erbringen zu können, daß der biblische Terminus Misfa von archaisch Ssafa oder "Stein", abgeleitet sein muß und Ssafa das gesuchte Urwort ist, von dem auch Ssufi stammt.

Die Misfa war ein Ort, an welchem heilige Steine aufgestellt waren. Die Juden hätten deswegen einfache Steine als Zeichen eines Heiligtums gewählt, da diese, anders als kostbarere Altäre, kein sinnvolles Diebesgut waren. Auch sei die Einfachheit eines Steines ein sinnhafter Ausdruck der Lehre der Weisheit und Gnade gewesen, der sich die Sufis unterwarfen. Der Stein des Heiligtums blieb unbehauen, in seiner natürlichen Form.

Die Suche nach dem reinen Kern

Die drei Wurzelbuchstaben des Wortes Ssafa bedeuten einerseits "fest und sicher sein", aber auch "reinigen, beobachten und auswählen". Ein Sufi, wie ihn die Bibel sah, war demgemäß ein Mensch, der seine Wahl getroffen hatte. Er konnte sich in biblischen Zeiten am Leitbild des "Mussafi" , des "Allerauserwähltesten", wie die Bibel ihn nennt, orientieren. Das war der Name jenes wundersamen Menschen, auf den die biblischen Propheten warteten: den Propheten al-Mus(t)afa .

Zur Zeit Samuels waren die Institutionen der Misfa sehr zahlreich gewesen. Demzufolge blieb "der Sufismus unter den Juden unter dem Supremat des jeweiligen Propheten bis zum Tode König Salomos eine esoterische, religiöse Bruderschaft. Nachdem das Königreich zweigeteilt worden war, vollzog sich auch unter den Sufis eine bedeutende Spaltung." Von Elias wird berichtet, zu seiner Zeit der einzige überlebende Prophet gewesen zu sein. Dennoch blieb die Sufi-Lehre als Ursprungsversion biblischen Monotheismus' bis zum Erscheinen von Jesus erhalten. Dieser hinterläßt seinem Jünger Simon, respektive Kefas, die Botschaft: "Anta as-Ssafa" , "Du bist der Stein" .

Simon solle die Misfa oder "Kirche" erbauen, befahl ihm sein Meister, deren einziger Zweck das Warten auf den Allerauserwähltesten, den Gereinigsten (arabisch al-Mustafa) war. Hier schließt sich der Kreis. Die Propheten oder Ssufis sind allesamt Mohammed "unterstellt". Er ist der Meister aller Meister, der alles zukünftige Sufitum in den Islam einfließen läßt.

Auch der erste Petrus-Brief (2,3-4) belegt, daß Jesus und die Jünger in der Tradition der Sufis gelehrt worden sind. Jedenfalls verwendet er exakt dieselben Begriffe (den Begriff der lebendigen „Steine„; „auserwählt„ und „kostbar„), die seit frühester Zeit als bildhafte Bedeutung und Erklärung der sprachlichen Wurzel des Wortes „Sufi„ anerkannt sind: „Ihr habt ja schon gekostet, wie gut der Herr ist. Zu ihm kommet als zu dem lebendigen Stein, der von Menschen verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist. Und laßt euch selbst als lebende Steine aufbauen...„.
Christen, die an die Bibel als Offenbarungstext und an den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen glauben, müssen das Sufi-Sein von Jesus von Nazareth bedingungslos akzeptieren. Geht man nämlich davon aus, daß Jesus jener im Alten Testemant vorverkündete „Menschensohn„ war - was das gesamte Christentum tut -, dann stammt die Offenbarung, daß Jesus Sufi war, unmittelbar von Gott. Heißt es doch in Ezechiel (3,17) wörtlich: „Du Menschensohn, Ich übergebe dich dem Hause Israel als Sufi(t)!„
Die biblische Prophezeiung erhellt das Leben von Jesus erheblich. Nimmt man die Aussage seines Sufi-Seins an, dann wird das Bild seines geistigen Auftrags und Lebens zum ersten Mal verständlich und stimmig: Der Sterbeakt von Jesus und seine Wiederaufstehung würden so betrachtet die alte Sufi-Praxis des Sterbens vor dem Sterben (al-Fana‘), wie auch die Wiederkehr des Sufis in ein ewiges Leben (al-Baqa‘) zeitgerecht dokumentieren. Die beiden Hauptereignisse im Leben von Jesus wären die zwei Teile seiner „Sufi-Inszenierung„, die ihm Gott befohlen und vorhergesagt hat. Die diesbezügliche Botschaft der Bibel ist klar: Das Sufi-Sein von Jesus soll ausdrücklich Israel dienen! Womit er zweifelsohne die Tradition der Sufi-Propheten in Israel fortsetzen soll.

Unter Zugrundelegung des bisher ausgeführten Hinweise läßt sich behaupten, daß einzig und allein die Sufi-Wirklichkeit Ausdruck sowohl jüdischer, als auch christlicher und islamischer Rechtgläubigkeit ist. Sufismus ist Orthodoxie. Sufismus ist Prophetentum in seiner frühen Zeit, und später die bedingungslose Nachfolge monotheistischer Propheten. Unerheblich ist dabei, ob diese Sufis Juden oder Christen, oder aber Muslime sind.

Die vor-islamischen Sufies der Kaaba

In Sacharja 9:16 steht der bemerkenswerte Vers: "Wie edle Steine werden sie in seinem Lande glänzen". Entsprechend den neun subtilen Bewußtseinsorganen im Menschen, die man im Sufitum als "Edelsteine" bezeichnet, werden in Hesekiel 28:13-14 neun edle Steine aufgeführt, die das Feuer einer Läuterung durchlaufen:

"Du warst ein vollendet gestaltetes Siegel,/ voll Weisheit und vollkommener Schönheit.

Im Garten Gottes, in Eden, bist du gewesen./Du warst geschmückt mit Edelsteinen:

Rubin, Topas, dazu Jaspis,/Chrysolith, Karneol und Onyx,/ Saphier, Karfukelstein und Smaragd.

Aus Gold war alles gemacht,/ was dich über allem erhaben gemacht hat,

all diese Zierden brachte man an,/ als man dich schuf.

Ich hatte dich als glänzenden Cherub auf meinen heil'gen Berg gesetzt; du warst ein Gott und wandeltest inmitten der feurigen Steine.

Doch dann verstieß ich dich vom Berge Gottes und löschte dein Dasein (als Edelstein) aus...(Denn) du hast durch deine gewaltige Schuld,.../deine Heiligtümer entweiht."

Auch diese biblische Mythologie bestätigt Benjamins Meinung, daß der Begriff des Sufis als orthodoxes Fundament jeglichen Glaubens vom archaischen Begriff für Edelstein oder Stein und nicht von Wolle oder Reihe abgeleitet sein muß. Sein kristallines Dasein widerspricht jeglichem Bausch und jeglichem Filz, auch wenn die Wolle durchaus einen Aspekt des Sufitums darstellen mag.

Daß Steine Eigenschaften und Funktionen Gottes annehmen können, wird im Islam bestätigt. Die Kaaba, das größte Heiligtum des Islams, bewahrt den „schwarzen Stein„, der laut Legende einst ein Engel gewesen sein soll. Die Gläubigen sind gehalten, beim Vollzug von Umra oder Hadsch den schwarzen Stein nach Möglichkeit zu küssen, da dieses Teil der religiösen Vorschriften der Schari’ah ist. Dieser Stein soll die Sünden der Gläubigen aufnehmen können und am jüngsten Tag bei Gott ein gutes Wort für alle, die ihn küßten einlegen . Er wird deshalb Yamin Allah, „Gottes rechte Hand„, genannt.

Auch die aus der Wüste ragenden Steine al-Marwa und as-Safa (in Mekka), die jeder Pilger sieben Mal umrundet, werden vom Koran unter die „Zeichen Gottes„ gerechnet .Rudi Paret geht davon aus, daß diese beiden Hügel, zwischen denen Abrahams Frau Hadschar auf der Suche nach Wasser herumgeirrt war, vor-islamische Kultstätten waren, Für jemanden, der um die Tradition des jüdischen Sufitums weiß, klingt as-Safa wie maßgeschneidert, um die Kontinuität des Sufitums auf arabischem Boden unter islamischen Banner beweisen zu können. Nur so wird jedenfalls verständlich, daß sich die asketischen Diener der Kaaba vor und zu Zeiten Mohammeds ausdrücklich „Sufies„ nannten.

Ob Safa nun tatsächlich vom arabischen Begriff für „Reinheit„ oder eher vom archaischen Begriff für „Stein„ ableitbar ist, hat nur sekundäre Bedeutung. Wesentlicher ist, daß es eine offensichtliche Konstanz seines Auftretens gibt. Safa, Misfa und Sufi bilden jenes Dreier-Band, das die Geschichte der Religionen verknüpft.

Die Sufis als „Wächter der Erde„

Die deutsche Journalistin Inge Hasswani stimmt der Auffassung "voll und ganz zu, daß das Alte Testament nur so strotz vor Beweisen für eine hochentwickelte Kultur der Mystik". Für sie sind jene Wächter der Bibel, Menschen, die Ausschau hielten nach dem Göttlichen Geliebten, sich also in der mystischen Disziplin übten. Sie seien die Wächter der Erde gewesen, die, vollgesogen von Gott, von der Bibel auch als "Honigwaben"bezeichnet worden wären. Jedenfalls hält sie es nicht für ausgeschlossen, daß der Name Sufi alternativ auch vom biblischen Begriff für Honigwabe, hebräisch "Tsuf", hergeleitet sein könnte, den Deschner als "Honigfluß" übersetzt. Für ihre These spricht ein Vorkommnis dieses Wortes in Deut 32:13, wo Moses sein Honig aus dem Felsen saugen läßt; und auch die Psalmen sprechen vom Honig, der aus dem Stein zur Labsal des jüdischen Volkes hervorquillt. Beide Deutungen passen in eins.
Die Forderung des Korans an die Elite der Gläubigen, also die Sufis, "Seid Wächter über diese Erde", paßt haargenau in das vorgezeichnete Schema und dürfte die wahre Bedeutung dieser Passage erklären. Das Wächtersein der Sufis liegt wesentlich in ihrer geistigen Aurorität, die sich von Gott und nicht von einer erkalteten Religion und seinen Theologen her begründet. Denn "das Nachdenken über den inneren Gott reaktiviert den Islam, frischt seine psychologischen Reserven auf und befruchtet die Strukturen sowohl rechtlich als auch intellektuell durch eine Zufuhr neuer Energie."
Sufismus ist das aktuelle Nachempfinden der prophetischen Gesand-schaft.

Die Werke der jüdischen Sufis



Das Alte Testament ist Fundament jeder jüdischen Mystik. Man muß daher vermuten, daß die Besonderheit jüdischer Mystik biblisch belegt werden kann. Die These stimmt, doch nur bedingt. Jüdische Mystik außerhalb der Nabi-/Sufi-Zeiten des Alten Testaments wurde entscheidend islamisch geprägt. Es sind die späteren islamischen Sufis, die hierfür verantwortlich sind.

Fangen wir mit der Kabbala an. Das Sefer ha-Bahir, das frühe Grundlagenwerk jüdischer Kabbala, wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts verfaßt. Der hebräische Reisebericht „Die Chronik des Ahimaas„ aus dem 11. Jahrhundert erklärt, daß die jüdische Mystik von Abu Aharon, einem jüdischen Mystiker aus Bagdad, nach Italien gebracht worden sei. Weitere Chroniken besprechen diesen Transfer der Mystik ganz offen.

„Festus vermutet ein ekstatisches Erleben bei Paulus, eine göttliche »Raserei«, also einen ichlosen Zustand, wie ihn später die Derwische angestrebt haben.„

Rudolf Frieling. In: Christentum und Islam. Der Geisteskampf um das Menschenbild.



David S. Ariel, der vielleicht beste Kenner der Verbindungen zwischen jüdischer und islamischer sufischer Mystik, weist darauf hin, daß der „Raum um Bagdad, Kufa und Basra den Juden zwischen 635 und 1258 einen besonders fruchtbaren Boden„ zur Übernahme islamisch-sufischer Konzepte und deren Integration in den Korpus ihrer Mystik bot. Nicht nur der Tassawwuf, auch die jüdische Mystik wäre im Islamischen Reich , besonders auf dem Gebiet des Irak, außerordentlich gediehen. Muslimische und jüdische Mystiker in und um Bagdad und Damaskus hätten enge Kontakte mieinander gepflegt. „Vermutlich hatten jüdische und islamische Mystiker gemeinsame Meditationstechniken„ . Auch die Themen teilten sie. Im späten 11. Jh. zum Beispiel, schreibt Bahja Ibn Pakuda über die „Pflichten des Herzens„.

Kab-ba-lá heißt eigentlich „Empfang„, wird aber gemeinhin als „Tradition„ übersetzt. Nach Ariel bezeichnet dieses Wort eine jüdisch-mystische Bewegung, die um 1200 in Spanien entstand. Die ersten Kabbalisten, die in der Nachfolge Jitzhak Sagi-Nahor (oder Isaak des Blinden) das erste Buch zur Kabbala, das Sefer ha-Bahir, interpretierten, versuchten sich Gott durch Symbole zu nähern. Sie nahmen an, mithilfe eines Entcodierungssystems, den sogenannten Sefirot, ihr Dasein entschlüsseln zu können. Zu den wichtigsten Gestalten dieser Bewegung ist u.v.a. Rabbi Mose ben Nachman (Nachmanides; 1194-1270) zu zählen, der die religiöse Praxis der Juden mit seiner Mystik versöhnte.

En Sof – der Gott der Kabbalisten



Der Höhepunkt der Kabbalistik kam mit dem Buch „Sohar„, dessen Autor, Moses de Leon, das Werk einem Weisen aus dem 2. Jahrhundert zuschrieb.

Der Ausdruck „Sefirot„, auf dem die ganze Kabbala gründet, hatten die Kabbalisten dem Sefer Jezira oder „Buch der Gestaltung„ entnommen. Dies war der älteste jüdische Text, der den Zusammenhang und die Beschaffenheit von Buchstaben und Zahlen als Basis der Schöpfung beschrieb.

Die meisten Interpreten gehen davon aus, daß Sefirot ein Synonym für „Zahlen„ ist. Das „ot„ von Sefirot würde dagegen auf „Buchstaben„ deuten. Andere Mystiker haben diesen Ausdruck von der hebräischen Wurzel sapér, was „erzählen„ bedeutet, ableiten wollen. Außerdem wurde vorageschlagen, daß das Wort vom hebräischen Ausdruck für „Saphir„ abstammen solle, da „die Sefirot wie ein strahlender Edelstein unser Wissen von Gott erleuchten.„



Zuerst einmal ist festzustellen, daß Sefirot ins Schema der bisherigen Ausführung paßt. Die sprachliche Verwandtschaft zu Sapha, Safa’, Safat, Saphir, Sufi und Mu-saffer springt instinktiv ins Auge. Doch auch die konzeptionelle Analogie ist verblüffend, vor allem, wenn man die Meinung der Kabbalisten berücksichtigt, die Sefirot würden die „sprachlichen Äußerungen Gottes„ ausdrücken.
Es gibt ein weiteres Indiz für die These, daß die Kabbala ein eindeutiges Sufi-System ist - und ohne jeden Zweifel in den Kontext der bisher aufgeführten Begriffe gehört. Es ist der kabbalistische Name für Gott. Jüdische Kabbalisten nannten das Unendliche, das über allen Sefirot und über aller Schöpfung steht, En Sof (oder Ain Sof). En Sof ist der „verborgene Gott„. Er ruft die Sefirot ins Leben, die als Gottes Emmanationen fungieren.

En Sof war für die Kabbalisten identisch mit Gottes Essenz. „Los Sofis„, wie man in Spanien sagt, oder, auf persisch, die „Sofis„, könnten demnach auf Menschen verweisen, deren Geschöpflichkeit ausgelöscht war. Das würde frappierend ins Sufitum passen, wo man von einer „imaginären Existenz„ und deren allmählichem Entwerdungsprozeß spricht. „Solange du dich selbst noch siehst - wo ist dein Hingegebensein?„ heißt es bei Meister Dschami. „Gib alles Dasein auf!„ En Sof war ihre Göttliche Substanz, die man das „Elixier des Lebens„ nannte. So besehen, wäre es nurmehr natürlich gewesen, substantielle Menschen, die durch einen spirituellen Weg auf ihren gemeinsamen goldenen Kern reduziert und darin eingeschmolzen worden waren den Namen der „Sofis„ zu geben.



Transreligiöse Bewegung




Der Gott der Kabbalisten war in der Tat ein anderer Gott als der der Autoren der Bibel. Mit Jahwe hatte das jüdische Volk einen Bund schließen können. Er war ein persönlicher Gott - mit Neigungen und Vorlieben. Während Jahwe/ Adonai sinngemäß einen „jüdischen Gott„ symbolisierte, blieb der En Sof der Kabbala allgemein und abstrakt. Zur Definition ihres Gottes hatten die Kabblisten offensichtlich ein islamisches Konzept übernommen.

1977 schrieb Idries Shah in seiner kleinen Schrift „Neglected Aspects of Sufi Study„: „In den letzten 50 Jahren ist in den Stammländern des Westens durchschnittlich alle 14 Tage je eine Monographie zum Thema Sufismus erschienen.„ Seit dieser Zeit dürfte sich dieser Turnus noch wesentlich gesteigert haben. Das Interesse an diesem an sich eher „exotischen„ Thema könnte durchaus an seiner Diffusions- und Integrationsfunktion liegen. Es bringt die monotheistischen Traditionen an ihre Urtafel zurück. Würden sie ihre gemeinsame Vergangenheit nur hinreichend studieren, brächte ihnen das allen dreien ein gemeinsames Morgenmahl ein.

Von allem Anfang scheint der Sufismus auf eine transhistorische Bewegung angelegt gewesen zu sein. Typisch für ihn ist auch sein transreligiöses und
überkulturelles Element. Transreligiös wirkt der Sufismus aber nur, insoweit er sich als „Religion an sich„ über die spezifische Gebundenheit religiöser Ritualistik erhebt. Würde man die Religionen mit Nationen vergleichen, müßte das Agieren des Sufismus als globale Bewegung gekennzeichnet werden. Juden, Christen und Muslime können in seine Fußstapfen treten - unter der Bedingung, daß sie zur Quelle ihrer Religionen und zum Ausgangspunkt der Offenbarung vordringen wollen.

Jüdisch-islamische Sufis



Ausgehend von seinem jüdisch/vor-jüdischen Beginn, hat das Ausschweifen des Sufitums ins Christentum und in den Islam auf vielfältige Art und Weise den Bogen von dort zurück ins Judentum geschlagen. Ein Beispiel dafür ist Sabbati Zwi In seiner Schrift „Propheten„ hat Koch den bedeutenden Hinweis gegeben, daß „die Propheten sich eher einen gottlosen Menschen als einen menschlosen Gott vorstellen können.„ Weshalb sie immerzu „auf die Aufhebung der Entfremdung zwischen Gott und... der Menschheit„ gewartet wie auch hingearbeitet hätten. Denn „eine dauerhafte Gemeinschaft Gottes mit den Menschen blieb immer das Ziel ihres „Weges„ Wollte man den Sinn und Zweck des Sufi-Wegs definieren, könnte man keine bessere Vorlage finden.

Gelangten die Propheten an dieses hochgesteckte Ziel - des Entwordenseins in Gott - erhielten sie zugleich das Gefühl persönlicher Erlösung. Von einigen unter ihnen wurde diese Empfindung dahingehend interpretiert, infolge ihres Erlöstsein auch andere erlösen zu können. Dieses „messianische„ Gefühl muß auch Sabbati Zwi an sich empfunden haben. Seine Existenz muß man post-prophetisch nennen.

Zevi oder Zwi lebte von 1626-1676, also im 17. Jahrhundert. 1665 gab er sich in Palästina und Kleinasien als der Messias aus. Dies löste, nicht nur unter Juden, eine Art „Endzeiteuphorie„ (Lexikon der Religionen) aus.1666 wurde Sabbati Zwi, folgt man den jüdischen Quellen, in Gallipli vom osmanischen Sultan verhaftet und ins Gefängnis geworfen, da er angeblich auch unter den Untertanen des Sultans Anhänger gewonnen hatte. Man dichtete ihm an, daß er durch rituelle Bußeakte das Leid der Welt beenden würde. Besonders in Osteuropa fielen die Gerüchte über eine solche Erlösung auf fruchtbaren Boden. Von Historikern wird behauptet, der Sultan habe den „Messias„ dazu aufgefordert, seinen Anspruch zu beweisen. Anderenfalls würde er zwischen der Annahme des Islams und dem Tode wählen müssen - wie es in jüdisch-christlichen Legenden heißt.


Der überwiegende Teil der Kommentatoren des Geschehens geht davon aus, daß der jüdische Mystiker infolge massiven Drucks osmanischer Behörden, aus Angst um sein Leben, zum Islam übergetreten sei. Belegt ist diese These nicht. Jedenfalls erklärten die Anhänger Sabbati Zwis seinen Abfall vom Judentum als einen für den Messianismus notwendigen Schritt.„ Wobei ein großer Teil der Anhänger davon ausging, daß Zwi zum Judentum zurückkehren würde. Sie waren sehr enttäuscht, daß dieses nicht geschah - und sponnen deshalb Erklärungslegenden.

Der jüdische Chassismus



Die Ernüchterung unter den Juden war groß. Dennoch überrollte der Sabbatianismus nach 1666 ganz Polen und behauptete sich bis Ende des 18. Jahrhunderts.

Eine gewisse Anhängerschaft blieb dem Sabbatianismus dank der Theorie von Nathan von Gaza erhalten, der das Bekenntis Sabbati Zwis zum Islam „als heilsnotwenig„ für diesen hinstellte. Dieser hätte „in die „böse Materie„ des Islam hinabsteigen müssen, um „die dort gefangenen Seelenfunken ...heimzuführen.„ Das Lexikon der Religionen spricht gar von einer „Scheinkonversion„ zum Islam. Trotz der Tatsache, daß ganze Gruppen seiner Gläubigen (so zum Beispiel 20.000 Dönme) gemeinsam zum Islam konvertierten und Sabbati Zwi zu keiner Zeit seinen neu angenommenen islamischen Glauben widerrief, kreiierte man die scheinobjektive Idee, „einige prominente Anhänger„ hätten ebenfalls beansprucht, „solche Reinikarnationen„ zum Zwecke der Erlösung der Muslime gewesen zu sein.
Die Lehren des Pseudo-Messias und späteren Muslims hatten sich in vielen Köpfen eingenistet. Grundzüge seiner Lehren waren selbst in rabbinischen Kreisen zu finden. Als konsequente Weiterführung der sabbatinischen Idee entstand der Chassidismus (von Chassidut = Pietät). Er wurde von 1735 von Israel ben Elieser , bekannt als Bescht (Baal Schem Tow ) gegründet. Worauf die Chassidisten zielten, war ihre „Auslöschung der Existenz„.

Ihre eher mystische, denn religiöse geistige Praxis sollte ihnen helfen, soweit von sich selbst zu entwerden, daß sie von Gott absorbiert werden konnten - genau wie im Sufismus. Ariel bezeichnet diese Bewegung als „vermutlich mächtigste Geistesströmung im Judentum der Neuzeit.„

Geistesgeschichtlich steht fest, daß der frühe Chassidismus mit seiner strengen Lehre der Transzendenz und Einheit Gottes auf Ibn al-’Arabi, einen andalusischen Sufi, zurückgeführt werden muß. Diese Lehre hat im gesamten Judentum keine Parallele, da sich der jüdische Gott (El, Elohim oder Jahwe) immer gesellschaftlich, als Gott des Kultes und des Staates, ausdrücken muß.

Wie zuvor der Sabbatianismus, blieb auch der Chassidismus weitgehend auf Osteuropa beschränkt. Dieser entstand vor allem in den sozialen Problemschichten Polens.

Die Lehre des Bal Schem Tows wurde von seinem herausragendsten Schüler, Dov Baer Fridmann, genannt „der Maggid„, weitergeführt. Dessen Hauptlehrsatz: „Gott allein existiert, und es gibt nichts außer ihm„ drückt das Geheimnis des Sufitums aus. Man könnte eine lange Liste von entsprechenden Erklärungen sufischer Meister ausgeben, die alle die Aussage des Maggids zum Gegenstand haben. So hat zum Beispiel al-Ghasali.gesagt„ Nichts existiert denn Gott„, und von Sayyed Qasim Tabrizi stammt der Satz: „Alles ist Gott.„

Es dürfte keinen einzigen Thora-Text geben, der eine solche Aussage rechtfertigen kann. Mystisch gesehen, vom Sufitum aus, macht Maggids Ausspruch freilich Sinn. Der Sufi, der entworden ist, kann das Durchdrungensein der Schöpfung durch Gott mit Dessen Augen sehen.David S. Ariel meint, daß die Lehre der jüdischen Mystik zu stark in der mittelalterlichen Denkweise wurzelt, als daß sie den moderen Verstand noch reizen könnte. Jüdische Mystik als lebendiger Bestandteil des Judentums sei „heute praktisch ausgestorben„. Dem wäre nichts hinzuzufügen - wenn es den lebendigen (islamischen) Sufismus nicht gäbe. Dieser hat das Erbe des jüdischen Prophetentums bis heute bewahrt. Sufismus ist der Wartesaal für die „kommende Welt„, die schon war.

Geschrieben am: 14.12.2002
gelesen: 515
Autor: Stefan Makowski
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